Handschriften / Dokumente

"Sankt Andreas", der Riss durch die Erdkruste in der Wüste "Carrizo" in Kalifornien. 1989 aus etwa 3000 Metern Höhe aufgenommen für den Film "Amerika überm Abgrund" (90 Minuten, siehe "Filme", "Bücher").
Den Spalt sieht man hier auf einer Länge von fast 30 Kilometern von Nord nach Süd, mit zwei deutlichen Querverschiebungen West-Ost



Von links: Hanno Helbling (NZZ Zürich), Peter Laemmle (BR München), Jörg Drews (Uni Bielefeld), Lothar Baier (Frankfurt), Wolfgang Werth (SZ München), Günther Schloz (HR Frankfurt), Elisabeth Endres (München), Friederike Fecht (SWF Baden-Baden), Micaela Lämmle (SWF Baden-Baden), Adolf Muschg (Zürich), Jürgen Lodemann (SWF Baden-Baden, nicht stimmberechtigt), Hans Christoph Buch (Berlin), Heinrich Vormweg (Köln), Marcel Reich-Ranicki (FAZ Frankfurt), Rolf Becker (Der Spiegel, Hamburg), Rolf Michaelis (Die Zeit Hamburg), Ulrich Greiner (Die Zeit Hamburg), Stephan Reinhardt (Heidelberg), Aurel Schmidt (Baseler Zeitung).

Die erste Jury der Bücher-„Bestenliste“, der Kritiker- oder Anti-Bestsellerliste des Baden-Badener Senders (damals SWF, heute SWR), die seit März 1975 auch heute noch Monat für Monat wirksam wird. Das Foto zeigt eine der ersten Versammlungen der Juroren oder Berufsleser in Baden-Baden, es fehlen Walter Jens, Peter Wapnewski, Fritz J. Raddatz, Alfred Kolleritsch, Armin Eichholz, Sigrid Löffler. Eingeladen hatte ich auch diesmal in die Traditions-Absteige "Badhotel Hirsch", wo man in naturheißem Wasser badet und wo nicht nur Balzac eine heimliche Geliebte traf. Zwei Jahre später war die Jury doppelt so groß, ich strebte die Zahl 100 an, genehmigt wurden mir nur 35 monatliche Votierer. Kultur-Etats sind halt lächerlich winzig, obwohl die Staats-Verträge von den öffentlich-rechtlichen Sendern zu einem Drittel "Kultur" verlangen. Vertragsbruch. Immerhin war die Jury der "Bestenliste" wenig später zur Hälfte weiblich.

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Traum (beim Aufwachen notiert):
Ich bin auf meinem alten Schulhof.
Die Hälfte des Platzes ist gefüllt mit jungen Leuten, die ich nicht kenne. Sie singen andächtig.
Ich frage Wer singt da? - Unsere Gäste aus Amerika. - Aus Amerika? - Ja. Sportler. Rückenschwimmer. - Rückenschwimmer? - Ja. Sehr fromm. - Und was singen die? -  Hör mal hin. - Ich höre hin.
Versuche zu verstehen. Strenge mich sehr an. Und hab offenbar - im Traum - gereimt. Unter großer Anstrengung.
"Herr, gib meinem Rücken Kraft. Dass er es als erster schafft."
Lied der frommen Rückenschwimmer aus Amerika.
Gelächter. Aufwachen.

Später legt langes und wiederholtes Grübeln nahe, ich hab versucht, mein Bild von DEN Amerikanern zu träumen . Aber wieso "Rücken"-Schwimmer? Rückenschwimmer blicken nicht nach vorn und nicht nach hinten. Wenn sie überhaupt ihre Augen öffnen, dann sehen sie in ihren Himmel. Ist es das?
(Erster Eintrag in meinem Tagebuch)

Mein lieber kleiner Jürgen!

Dieses Buch gebe ich deiner Mutter, die dir am Tage vor dem größten Siege, dem Siege des Friedens, das Leben schenkte. Vergiss nie, dass das deutsche Volk diesen Sieg Adolf Hitler zu verdanken hat, dem Manne, dem du danken kannst, dass du lebst. Ohne ihn wäre Deutschland nicht, wärest du nicht. Werde einst ein ganzer Mann!

Essen, d. 7.4.1936                                                          Dein Vater.


Partiturseite zur Arbeiter- und Freiheits-Oper REGINA von 1848

Seite 23 von 665 Seiten: "...beschloßen ißt: zu Ende sei die Knechtschaft und die Tyrannei! - wir werden" (Recht uns jetzt verschaffen, wenn nicht mit Worten, dann mit Waffen, mit Waffen, mit Waffen!) - Das singen 1848 "Fabrikarbeiter".(Siehe auch "Tagebuch" und "Geschichten, Essays") und das endet mit "Nun kommt der Freiheit großer Morgen"! Da folgt der Komponist und Texter Lortzing offenbar seinem Freund und Vorbild, dem Paulskirchen-Politiker und Dichter Robert Blum, der in einer seiner Freiheitshymnen ("Grochow") tönt: ". . . der Freiheit goldener Morgen brach heran".

Werbung im Ruhrrevier 1998 mit einer Szene aus dem letzten Akt der politischen Oper REGINA von 1848, die erst 150 Jahre nach ihrem Entstehen unverfälscht auf eine Bühne kam, im März 1998 in Gelsenkirchen unter der Regie von Peter Konwitschny - die einzige romantisch-klassische Oper, in der Arbeiter ("Arbeiter von allen Klassen", Lortzings Wortlaut in der Oper) die bestimmenden Rollen haben.Trotz solcher appellierender Plakate und bester Kritiken blieb das singuläre Stück ignoriert. REGINA existiert auf keinem Tonträger, in keinem Sender, in keinem Theater (siehe hier unter "Essays": "Nun kommt der Freiheit großer Morgen".)

Einer der vielen Versuche, aus dem Getto "Literatur" herauszukommen, zum Leser
(siehe "Bücher": "Meine Medienmemoiren")

Vater und Sohn? Wird da geküsst oder gebissen? Schwer erklärbare Figur über dem Eingang des "Lynch-Castle" in der Mitte der Stadt Galway an Irlands Atlantik-Küste. In dem steinernen Turm wohnte mehrere Jahrhunderte die Dynastie der Lynchs, eine Familie von Kaufleuten, Richtern und Bürgermeistern. Von ihrem Namen dürfte zum erstenmal das Wort "lynchen" gekommen sein. Ihre Geschichte erzählt der Irland-Roman, der im August 2008 in erneuerter und erweiterter Form bei Klöpfer & Meyer in Tübingen erschien unter dem Titel "Paradies, irisch".

Im "Lynch-Castle" residiert heute Irlands mächtigste Bank (die AIB). Wer die betritt, geht unter diesem Gebilde ins "Castle".

Rückseite des Roman-Debuts "Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr" (1975), des ersten Romans in reinem und nicht nur komischem Ruhrdeutsch, zweifellos auch ein erster entschiedener Regio-Krimi. Der Autor posiert hier unter einem Straßenschild in Kurl bei Dortmund, das einen Bergwerksdirektor meint (mit mir nicht annähernd verwandt).

Interview mit Schopenhauer

Versuch, zur Publikation von Schopenhauers Nachlass entscheidende Mitteilungen seiner Philosophie ins Fernsehen zu bringen - in einer 17-Minuten-Reportage für das "Literaturmagazin". Hier befragt der Moderator in einem Park in Baden-Baden den vielseitigen Akteur Gerd Westphal als Schopenhauer. Der wettert in diesem Moment (authentischer Wortlaut Schopenhauer) gegen Wagner und bekennt sich zu Mozart und Rossini.


1980 Schlussbild "Ahnsberch" in Bochum (unter Peymann, Regie Kirchner). - Der lautstarke, aber auch gut begründete Traum vom Ruhrrevier als eigenem Bundesland

Auch in der "Badischen Zeitung" in Freiburg werden die Überschriften von der Redaktion gemacht. Und das Problem mit der BZ in Freiburg ist, dass auch hier die Redakteure offenbar immer weniger Zeit haben und nicht mehr zum genauen Lesen kommen und so auch nicht bis zum ziemlich fatalen Unterschied zwischen "ungelöst" und "nicht lösbar". - (BZ 5.4.13)



Orions Kuh

Auf der Nordhalbkugel der Erde erscheint im Winter am Nachthimmel das einzige klar umrissene Tierbild des Firmaments, ohne je die Ehre eines Sternzeichens zu bekommen, ist nur "Volksvermögen" (Rühmkorf). Auffallend oft im Ruhrgebiet. Ausgerechnet im Bild des Machos und „Großen Jägers“ Orion, im Sternbild eines Totschlägers zeigt sich der Umriss eines Rindviehs, das allgemein anerkannt ist als nützlich und meistens friedfertig. Als ich mit der Mutter im Winter 1943/44 (siebenjährig) zum nahen Anthrazit-Bergwerk lief, wo "im Bunker" (einem alten Kohlen-Stollen) Schutz war vor den Bomben, rief ich unterwegs der Mutter zu, ich seh am Himmel eine Kuh. Das irritierte sie kein bisschen, sondern sie antwortete, auch sie hätten das als Kinder so gesagt. – Diesem Kuhglauben, dem widmete ich inzwischen mehrere Passagen meiner Schreiberei. Zum Beispiel wiederholt in "Siegfried und Krimhild". Auch in "Essen Viehofer Platz", auch im "Salamander", auch in "Fessenheim" geht es um die Kuh als Alternative. In der Erstausgabe des Ruhrromans "Essen Viehofer Platz" sieht man in der Innenseite des Buch-Umschlags das Foto oben rechts, eine sechs Minuten lang belichtete Orion-Aufnahme der „Astronomischen Arbeitsgemeinschaft  Bochum“ . Was hat's gebracht? Noch immer ist die Kuh als Sternzeichen verdrängt, ignoriert, ganz und gar nicht bekannt - weh über die Wirkungslosigkeit allen Dichtens und Trachtens.